In Irland schreibt man das Wasser des Lebens „Whiskey" mit einem „e".
HYDE PRESIDENT CASK - No.2 – RUM FINISH
10 years
46 % Volumen
0,70 l
Farbe: helles Gold
Viskosität: ölig
Single Malt Irish Whiskey
* Aroma:
Die süßen Aromen einer Streuobstwiese, reife Früchte, etwas Wiesenduft, Erde. Angenehm und nicht zu wuchtig, ein stiller Kollege. Zu Birne, Apfel und ein paar Mirabellen gesellt sich noch die Süße von Rohrzucker.
Der Rum ist eher zurückhaltend, allerhöchstens in Form eines alkoholisierten Früchte-Cocktails. Er nimmt einen erdigeren, mineralischen Charakter an, Nuss und säuerliche Frucht von Kiwi und Stachelbeeren mit einem Top aus Vanillecreme.
* Gaumen:
Eine undefinierte Süße geht Hand in Hand mit einer fast unangenehmen Chili-Schärfe. Er vermittelt eine gewisse Unreife und den Eindruck werden wir nicht mehr los! Die Frucht ist deutlich verhaltener, Aprikosen und Mirabellen.
Einen Kick erhält er durch eine Kante von Holznoten, die nicht so recht in Bild passen. Im Übergang zeigt sich etwas Nuss mit einer künstlich wirkenden Note Zellophan.
* Nachklang:
Er verliert noch mal unverkennbar und legt so erneut diese Schärfe frei, die jetzt mit einem Kribbeln nachklingt. Weg sind die Früchte, eine erdige, trockene Note drängt an die Oberfläche und mündet in eine Bitternis!
Von Rum ist nur wenig zu finden und der Gaumen sowie der Nachklang zeigen deutliche Zeichen von Unreife, trotz seiner 10 Jahre. Das ist schade, ein klareres Bekenntnis zum Thema „Rum“ hätte ihm vermutlich gutgetan.
JAMESON Limited Reserve
18 years
40 % Volumen
0,70 l
Farbe: helles Gold
Viskosität: wässrig
Irish Blended Whiskey
*Aroma:
Eine leichte, etwas säuerliche Note, die entfernt am Pfirsich erinnert ist der erste Eindruck, doch der erfordert etwas Ausdauer. Denn dieser irische Gentleman zeigt sich etwas zugeknöpft. Etwas unharmonisch wirken die gewürztönigen Eindrücke von Anis und hintergründiger Karamellsüße. So entsteht nur ein leichtes Gespinst aus Aromen, die sich nicht so recht zusammenfügen.
* Gaumen:
Die Unausgewogenheit der Nase setzt sich am Gaumen direkt fort, der Rest an Süße verschwindet in einem Wall aus herben bis bitteren Noten. Im nächsten Anlauf lassen sich dann zwar Tönungen von Anis und Pfirsich erspüren, doch werden diese unter einem Bett aus Malz und Kräutern begraben. Wieder diese Herbheit, wie Heidekraut, mit einer Spur von Salbei. Was fehlt ist die rechte Gewichtung, er wirkt nicht geschlossen, eher unausgewogen.
* Nachklang:
Eine gewisse Cremigkeit geht einher mit den Aromen von Bitterschokolade.
Hat die Intensität der Aromen schon am Gaumen nachgelassen, setzt sich dieser Abwärtstrend beständig fort.
Eine fruchtige Säure zieht sich vor den übermächtigen herb/bitteren Aromen zurück.
Wenig überzeugend und für einen Iren etwas unharmonisch.
REDBREAST
21 years
46 % Volumen
Farbe: Altgold/Bronze
Viskosität: mittelschwer
0,70l
Irish Whiskey
* Aroma:
Die Erwartungshaltung ist groß und dafür ist der erste Moment enttäuschend, ein chemischer Eindruck von Lösungsmittel, ja eigentlich von Uhu, ein leichtes Stechen. Es dauert etwas, dann gesellen sich die angenehmeren Düfte dazu, das Alkoholische verbindet sich mit einer cremigen Süße, Kuchenteig, Vanille u. Getreidetöne. Etwas frisch Herbes, fruchtig und zunehmend säuerlich schwingt im Hintergrund mit, ein taufeuchter grüner Apfel. Keine starken Leitaromen, komplex, aber etwas unstrukturiert.
* Gaumen:
Bestimmter tritt er seine Reise beim ersten Schluck an, da ist es dieses Sauer-Süße von schwarzen Johannisbeeren. Doch allzu schnell deckt ein Platzregen verschiedenster Aromen einen schier undurchdringlichen Teppich über diesen Eindruck. Eine gewisse Würzigkeit, wie Kreuzkümmel und Anis, die nicht zwingend passen, mischen sich dazwischen. Eine anschwellende Bitternote, mit Mandelaromen drängt nach vorn. Da, aber zu nichtssagend sind die Frucht, von Pfirsich und Malz, ohne Chance am Gaumen.
* Nachklang:
Es scheinen immer die ersten Momente zu sein, wo er sich seines großen Namens bewusst wird. Der Nachklang eröffnet mit den Pfirsicharomen und man wünscht sich, das möge anhalten. Doch vergebens, zwar trägt er weit hinaus, die Frucht vergeht und macht Platz für ein Mandel/Nuss Mix, der zunehmend eine säuerlich, herbe bis bittere Tönung annimmt.
Alles in allem, ein guter Whisky, aber nicht wirklich außergewöhnlich. In keinem Fall ist der hohe Preis gerechtfertigt, der sich aus seinem großen Namen begründet - dem er leider aber nicht gerecht wird!
TEELING WHISKEY 2004-2015
15 years
60,9 % Volumen
Farbe: heller Bernstein
Viskosität: cremig, anhaftend
0,70 l
Single Malt
* Aroma:
Ein Aroma schwebt über dem Glas, Süße und reife Pflaumen mit geraspelten Mandeln, eine schöne Kombi!
Der Alkohol meldet sich mit einem leicht chemischen Ansatz von Nagellack, doch insgesamt ist er schön eingebunden. Die Fruchtigkeit überwiegt mit einem unverkennbaren Pfirsicharoma und wieder die Süße, diesmal mit einer herben Note von Traubentrester.
* Gaumen:
Deutlich ist er ausgerichtet – Süß und fruchtig, weiße Frucht. Der Pfirsich wird uns nun begleiten. Wäre da nicht diese schöne Wärme würde man kaum den hohen Alkoholgehalt vermuten, bis…. Ja, bis jetzt! Über einer Note von angebranntem Zucker schwingt sich eine prickelnde Spitze Pfefferschärfe auf, doch der kapituliert gleich wieder vor dem allmächtigen Pfirsich, etwas herber, mit etwas Holz.
* Nachklang:
Auf dieser Pfirsich-Tönung reiten wir in den Sonnenuntergang, begleitet werden wir lediglich von einer gewissen Toffeesüße. Aber das hat Zeit, denn dieser Nachklang zieht sich – nur keine Eile!
Schön ausgewogen mit viel Frucht, ein Vorzeige-Ire!
Sehr gelungen, der Alkohol ist wunderbar eingewoben – allenfalls etwas zu eindimensional? Aber was soll man machen, gut ist trotzdem gut! Wir sind sehr gespannt, was der Phönix in Zukunft bringt.
THE NECTAR OF THE DAILY DRAMS – 26 YEARS
51,6 % Volumen
Farbe: Bernstein
Viskosität: ölig
0,70 l
Irish whiskey bottled by an Belgian whisky importer
* Aroma:
Vielleicht liegt es am Alter, oder daran, dass die irische Brennart leichtere Körper produziert, denn selten hatten wir es mit einer so dezenten Nase zu tun (zumindest in diesem Preissegment). Also betteln wir nach Aromen und werden fündig, Süß, säuerlich, fruchtig – reife Mirabellen zuerst, dann etwas abgesetzt, Marzipan und Vanille, schön und flüchtig. Ein leichtes alkoholisches Stechen zieht vorbei, dahinter, fein verwoben, Zuckerkristalle von Honig, etwas Anis, Zitronat und Orangeat, alles in allem stark süß unterstrichen von einer würzigen Note von Wiesenkräutern.
* Gaumen:
Er bewegt sich langsam aber zielstrebig! Die Führung übernimmt ein reifer Pfirsich, süß und aromatisch. Stetig anschwellend, bis der Gaumen komplett eingenommen ist. Ein Mandel/Nuss-Eindruck gesellt sich dazu, begleitet von einer schönen Eichennote und süßer Mango. Doch kaum angekommen, verliert er schon etwas. In dieses Verblassen mischt sich eine scharfe Blumigkeit, die an Ingwer erinnert.
* Nachklang:
Ein deutlicher Einbruch verheißt einen kurzen Nachklang (und so ist es!). Die aromatische Bitternis von Walnusshaut leitet über zu den nicht mehr so präsenten Pfirsicharomen, die mit unverkennbaren Holznoten daherkommen, Eiche und Fassholz – die Kombination lässt uns an Pfirsichkerne denken. Noch eine wenig Exotik und Süße in Form von Honig und Litschi und weg ist er.
Vielschichtig ja, interessant ja, aber in dieser Preisklasse etwas enttäuschend.
TULLAMORE DEW PHOENIX
55 % Volumen
Farbe: Altgold
Viskosität: mittelschwer, seidig
0,70 l
Irish Blend Pot Stil
* Aroma:
Wegen des hohen Alkoholgehalts sollte man sich vorsichtig herantasten, um nichts zu verpassen.
Die Aromen in der Nase sind zunächst dezent und doch vielverheißend. Eine Note von Mandeln und süßer Creme, harmonisch und einladend – während der gesamten Verkostung musste ich fortwährend an Pudding denken – die Präsenz von Vanille und die süße Getreidenote oder Malz verstärkten diesen Eindruck.
* Gaumen:
Die Wucht, die er nun entfaltet, wird nur zum geringeren Teil von den 55% getragen, viel dominanter ist die unglaubliche Süße, die sich an dieser Stelle mit einer Andeutung von Ananas verbindet. Eine Süße, die mit fruchtigen Aromen wie Aprikosen und Litschi spielt, ohne selbst Fruchtsüße zu sein. Ein kribbelndes Mundgefühl, das ohne die Herbheit des Alkohols auskommt, ohne zu überdecken, verstärkt den Blick, gleichsam wie durch ein Brennglas, auf das willkommene Bouquet von Früchten und Vanillecreme.
* Nachklang:
Wer befürchtet, dass ihn nun die Realität in Form der oft vorhandenen Bitternoten einholt, irrt. Marzipan und eine leichte Getreidetönung haften am Gaumen, ebenso wie der ölig Eindruck von,…..na..? naja, eben Vanillepudding. Während sich eine wohltuende Wärme ausbreitet, verwöhnt er uns noch mit einem Hauch von Pflaumen. Irgendwie schafft er die unglaubliche Grätsche zwischen deutlichen Aromen, Alkohol und ausgewogener Weichheit.
Ein Ire, der sich vor keinem Schotten verstecken muss. Einer, der mit kräftigen, aber nicht dominanten, Aromen punktet und der exquisit ausgewogen komponiert wurde. Einer der Besten, die ich kenne!
TULLAMORE – 12 YEARS - SHERRY CASK FINISH
12 years
46 % Volumen
Farbe: Dunkler Bernstein
Viskosität: mittelschwer, ölig
0,70 l
Single Malt Irish Whiskey
* Aroma:
Eine berauschende Nase von frischen Aprikosen und grünen Äpfeln verführt zum ausgiebigen Schnuppern. Diese fruchtig-säuerlichen Akzente harmonieren sehr schön mit einer Tabak- und Leder-Note ohne die Dominanz zu verlieren. Die kaum spürbare Süße weicht noch ein wenig zurück und man entdeckt die Herbe von Lemon und eine Andeutung von geröstetem Toastbrot.
* Gaumen:
Der Mundraum füllt sich mit einem kräftigen Löffel Waldhonig. Erst wenn dieser etwas nachlässt, gibt er den Blick auf den eher dezenten Sherry und aromatischen Pfeffer frei. Er verliert nur wenig über die Zeit, hier gesellen sich vielmehr Aromen dazu, so ergänzt eine herb frische Note den ausgewogenen Eindruck noch.
* Nachklang:
Bevor relativ schnell verklingt geht diese herbe Frische in den Eindruck von Grapefruit über, eine cremig-nussige Note, die mich Mokka denken lässt, ist noch präsent. Die Aromen verfliegen, was bleibt ist ein Trocken werdender Eindruck und ein etwas sprittiger, chemisch-alkoholischer Ausklang.
Trotz des eher kurzen Nachhalls, für mich einer der besten und interessantesten Iren. Die Experimentierfreudigkeit auf der grünen Insel hat deutlich zugenommen und das ist gut so!