2001-2021 |
20 Jahre The Whisky Man
Von Whisky Man und andern Verrückten - Ein persönlicher Rückblick!
2021 haben wir als Whisky Man unser 20jähriges Club-Jubiläum! Und betrachtet man die deutsche Club-Szene, dann ist das gar nicht so schlecht. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir als Gemeinschaft schon einige Jahre davor die Leidenschaft zum Whisky teilten. Nur eben nicht so organisiert, aber mit dem gleichen Spaß!
Am Anfang waren es durchaus praktische Erwägungen, die uns zusammenbrachten. Irgendwie war bei Jedem die Neugier am Thema Whisky geweckt worden und vielleicht hatte der eine oder andere sogar mal ein Buch zur Materie gelesen. Aber gerade beim Punkto „Genussmittel“ kann lesen zwar helfen, aber nicht die praktische Erfahrung ersetzen, denn Geschmäcker sind verschieden! Aber wo setzt man bei totaler Ahnungslosigkeit an, man kauft mal 1 – 2 Flaschen und dann vielleicht noch eine, aber das geht ins Geld.
Also fingen wir an uns zu treffen und jeder brachte was mit und teilte bereitwillig mit den anderen.
Das half ungemein, man konnte vergleichen und Neues probieren, aber mindestens genauso wichtig war der Austausch mit den neuen Kollegen. Nicht alle, die diesen Weg zu Anfang mit beschritten haben, sind ihn immer weiter mit uns gegangen, das ist OK. Menschen sind wie Whiskys, sehr unterschiedlich!
Es waren, so wie heute immer noch, private Treffen und ich bin froh, dass wir uns nach all den Jahren diese Zusammengehörigkeit bewahrt haben. Schon damals zeigte sich, dass jeder bestimmte Stärken und Fähigkeiten besaß, die uns halfen dem (späteren) Club eine innere Struktur zu geben. Es dauerte einige Jahre, bis wir mehr und mehr darüber nachdachten, dem Ganzen einen groben Rahmen zu geben. Es waren vor allem zwei Gedanken die hier Vorschub leisteten. Erstens ist man als Club besser aufgestellt und kann gemeinsam auch mal kostspieligere Flaschen probieren. Zweitens hatten wir selbst erlebt, wie steinig der Weg zur Erkenntnis sein kann und welche Fallstricke lauern. Genau dieser Funke brannte in mir stärker und stärker! Die ersten Vorträge, wenn man sie so nennen will, waren clubintern und nur, um unser eigenes Wissen zu mehren. Aber von dem Grundkonzept, nämlich der Verwendung der Kombination einer Vortragstechnik mit sehr vielen Bildern, von diesem Konzept bin ich heute noch überzeugt. Auch wenn ich zugebe, es gibt durchaus Alternativen, aber die sind immer Zielgruppenabhängig.
Ich erinnere mich an den allerersten öffentlichen Vortrag. Das waren natürlich „Grundlagen“, es war der erste Versuch, die unglaubliche Komplexität von Single Malt Whisky zu erfassen und in verständlicher Form weiterzugeben – das war noch sehr oberflächlich! Ich mache immer noch „Grundlagen“ und stelle bei jeder neuen Recherche fest, dass es immer noch neue Informationen gibt, immer noch Zusammenhänge, die ich missverstanden habe und deswegen werde ich auch weiter diese Vorträge machen. Im Laufe der Jahre kamen noch weitere Themen dazu, Versuche, interessante Aspekte des „Wasser des Lebens“ genauer zu beleuchten. Wir wollten als Club immer neue Liebhaber für unser Hobby gewinnen, unseren Enthusiasmus verbreiten und das geht nicht mit einem statischen Vortragskonzept, sondern nur als Gesamtpaket, gute, ausgesuchte Whiskys, persönlicher Kontakt und eine Bar ,die weitere individuelle Möglichkeiten bietet. Ich glaube, das ist der Grund, warum wir so viele „Wiederholungstäter“ haben, Freunde (denn das Wort „Gäste“ würde dem Ganzen hier nicht gerecht) die uns immer wieder begleiten, auch wenn es zum X-ten Mal um Grundlagen geht. Inzwischen gleichen viele unserer Veranstaltungen eher Familientreffen.
Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Aktivitäten dazu.
Wir führten einen öffentlichen Frühschoppen ein, was zu Anfang selbst beim Club etwas kritisch betrachtet wurde und heute ein wesentlicher Bestandteil des Club-Lebens ist!
Ein besonderer Glücksfall war, dass unser aller Bruder Dieter bei sich einen sehr atmosphärischen Whisky-Keller eingerichtet hat, der heute quasi als inoffizieller Clubraum genutzt wird.
Es kam eine eigene Homepage dazu, der digitale Fingerabdruck, eine Möglichkeit, uns einem größeren Publikum zu empfehlen. Heutzutage fast unerlässlich und oft eine Info-Plattform für Termine, aber vor allem für unser persönlichen Sichtweisen. So entstanden neue Kontakte, aus manchen entstanden dauerhafte Freundschaften. Auf diesem Weg lernten wir sogar unseren späteren Club-Freund Klaus kennen – verrückte Welt!
Dann gibt es natürlich gemeinsame Messebesuche und am schönsten, aber auch am aufwändigsten, gemeinsame Reisen, bevorzugt nach Schottland. Als Club unterwegs zu sein hat durchaus Vorteile, zumeist bekommt man etwas mehr Aufmerksamkeit bei Destillen-Besichtigungen. Und dadurch, dass man mit Gleichgesinnten auf Reisen ist, kann man sich voll auf sein Lieblingsthema konzentrieren, ohne dass es zu Interessenkonflikten kommt. Nicht schlecht!
Ja und schließlich wurden wir dann auch mal angesprochen, ob wir uns die Auswahl und Moderation eines Whiskyabends mit Dinner vorstellen könnten. Dies erforderte tatsächlich etwas innere Einkehr, denn hier war nicht nur eine Auswahl an guten Whiskys gefordert, sondern auch eine Abstimmung der gereichten Gänge. Doch mit dem kreativen und sehr engagierten Küchenchef Dan Serban fiel es uns letztlich nicht allzu schwer, auch hier ein neues Projekt zu beleben, das nun schon einige Auflagen erlebt hat, eine neue Facette, eine neue Spielart, die unser Hobby bereicherte.
Und in diesem Wort – „Hobby“ liegt all der Fluch und Segen den eine solche Leidenschaft, den ein Club mit sich bringt! Der Fluch ist, die viele Zeit, die man aufwendet und die doch nie genug ist, um all die Aspekte zu erfassen, die man noch ergründen will. Aufwand, der immer größer wird und Zeit, die man irgendwo „stehlen“ muss.
Und Segen, der im Entdecken neuer Whiskys liegt, im Erweitern des Verständnisses, in den persönlichen Gesprächen nach einem Event mit alten und neuen Freunden und vor allem im Zusammensein mit Club-Freunden, die genauso denken!
Darum, bin ich sicher, werden wir unseren Club weiter voranbringen für uns, unsere Leidenschaft und für jeden, der sich von unserm Fieber infizieren lässt, für den besten Drink der Welt… für einen richtig guten WHISKY!!
In diesem Sinn, wünsche ich mir mindesten 20 weitere Jahre und natürlich immer zweifingerbreit im Glas!
Euer Jürgen